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Presseberichte

So berichtet die lokal und überregionale Presse über das Theater am Faden:

Wenn dereinst eine gründliche Renovierung des Paradieses, Abteilung Kinder, ansteht, so möge doch der Innenarchitekt des Himmels vorher mal im Stuttgarter Theater am Faden vorbeischauen. Falls er nicht sowieso Dauergast in dem romantisch überwucherten, labyrintischen verwinkelten Winzerhaus und -hof in der Heslacher Hasenstraße ist.

So genau kann man das nicht wissen, denn das ein- bis zweihundert Jahre Gemäuer ist vollgestopft bis unters Dachgebälk mit den märchenhaftesten Dingen: fliegende Drachen, fernöstliche Stab- und Schattenspielpuppen, Marionetten mit Köpfen wie romanische Madonnen, Kerzen, Räucherstäbchen, Vogelkäfige, Elefantenbildern, buntbestickte Gewänder, halbfertige Plastiken und nie beschnittene Pflanzen. Womöglich ist das Theater am Faden sogar schon das Paradies: ein unordentliches vielleicht, aber dafür ein echtes. Keine schöne neue künstliche Plastikerlebniswelt, sondern ein Gesamtkunstwerk, eine Wunderwelt zum Anfassen, Riechen, Entdecken, Verstecken, Umherstromern. Ja selbst zum Schmecken, weil's zum Märchenspiel exotisch gewürzten Tee gibt und eigentlich ganz normale, hier aber himmlisch schmeckenden Kuchen. Ein Himmelsdiener mehr oder weniger fiele da kaum auf - in der märchenhaftesten aller Stuttgarter Puppenbühnen.

Das Theater am Faden, von der an der Stuttgarter Kunsthochschule und der Puppenspielhochschule in Prag ausgebildeten Helga Brehme gegründet, hing im vergangenen Vierteljahrhundert immer wieder auch an einem seidenen. Schon einmal, im Jahr 1988 des Herrn, wurde es aus seinem nicht minder verwunschenen Paradies (in der Böblinger Straße) vertrieben - und war als seltsam unzeitgemäßer Hort der Weltabgeschiedenheit doch nicht auszutreiben aus der rundherum tosenden Großstadt Stuttgart ....
Stuttgarter Zeitung

Die Magie der kleinen Figuren im Theater am Faden
Was für ein Ort! Einen Amerikaner erinnerte er an bestimmte Ecken von New York, ein anderer fühlt sich wie in Indien und die Russin Marina Razhkova erzählt: ,Als ich hier zum ersten Mal hereinkam, habe ich gedacht, ich bin in Russland’. Wenn man das frühere Winzerhaus in der Heslacher Hasenstraße betritt, meint man, nicht mehr in Stuttgart zu sein. Ein charmantes Panoptikum eröffnet sich, angefüllt mit Theaterpuppen aus Indonesien, Indien, Tschechien und Russland, mit exotischen Masken an den Wänden und einem alten Holzkarussell. Letzteres darf benutzt werden. Es steht in einem verwunschenen Nebenzimmer, in das die Kinder durch einen ‚Geheimgang’ schlüpfen.

Wirklich umwerfend aber ist der Theatersaal, ein hoher, stimmungsvoller Raum voller ganz verschiedener Stühle, der in ein geheimnisvolles Licht getaucht ist. Auf der Bühne sind die Figuren des Publikumsrenners ,Jorinde und Joringel’ zu sehen, wunderbar ausdrucksstarke Marionetten. ,Das wichtigste an einer Puppe ist die Magie der kleinen Figur, die sich bewegt, aber kein Mensch ist’, erklärt Helga Brehme, die das Theater 1972 gemeinsam mit ihrem Mann Karl Rettenbacher gegründet hat.
Seit 1991 pflegen Brehme und Rettenbacher einen regelmäßigen Theateraustausch mit Russland.

In Indien haben die Heslacher Theaterleute schon Veranstaltungen mit tausend Zuschauern gespielt. Die kleine Bühne ist ein international renommiertes Puppentheater. Zweimal im Jahr geht das Theater am Faden im Ausland auf Tournee. In Heslach wird rund 160-mal im Jahr gespielt, außer Puppenspiel gibt es ein Erwachsenenprogramm mit klassischer Musik und Tanz aus Indien.

Etwas ganz besonderes bietet das Theater am Faden. Vor der Aufführung eines der fünf festen Repertoirestücke kleidet sich das Publikum, Kinder wie Erwachsene, erst einmal neu ein. In zwei Nebenräumen hängt eine große Auswahl prächtiger Märchengewänder. Sechzig Zuschauer fasst der zauberhafte Theatersaal. Agiert wird mit eigenen, aus Holz geschnitzten, Puppen und in alter Spieltechnik unter Verwendung diverser ,Bühnengeheimnisse alter Puppenspieler’ so Brehme.

Stuttgarter Zeitung